PM: Skepsis gegenüber dem Hyperscale-Rechenzentrum

Die Zentrumsfraktion Dormagen ist skeptisch gegenüber dem Plan, am Silbersee in Delrath ein Hyperscale-Rechenzentrum zu errichten. Was auf den ersten Blick nach dem Anschluss an das digitale Zeitalter aussieht, muss genauer beleuchtet werden.

Das Rechenzentrum wird nicht dafür sorgen, dass die vielen Betriebe und Haushalte in Dormagen endlich alle einen Breitbandanschluss haben – das schwingt emotional und in manchen Statements von Befürwortern gerne mit, ist aber falsch. In solchen Zentren arbeiten nur wenige Menschen. Dennoch wird extrem viel Fläche verbraucht, die in Dormagen überaus knapp ist. Hinzu kommen ein hoher Energiebedarf  und die Produktion von viel warmer Abluft.

Die Mitteilung vom 07. Mai 2021

Die Zentrumsfraktion in Dormagen sieht beim Hyperscale-Rechenzentrum, welches wohl für das Silbersee Gewerbegebiet Delrath geplant ist, erheblichen Diskussionsbedarf.

„Völlig ungewiss ist, was da an Arbeitsplätzen entsteht bzw. welche Perspektiven sich für Mitbürger ergeben, die durch politische Entscheidungen leider ihre Arbeitsplätze verlieren werden, umgangssprachlich Strukturwandel genannt. Vergleichbare Anlagen haben nur ein paar Dutzend Beschäftigte – und das bei einem Flächenverbrauch im zweistelligen Hektarbereich,“ so Michael Kirbach, Ratsmitglied des Zentrums.

„Dieser enorme Flächenverbrauch ergibt sich auch aus der oft „billigsten“ Bauweise. Eine Halle, nur eine Etage für die Server. Ich kenne solche riesigen Rechenzentren Einrichtungen aus meiner früheren Tätigkeit, einer meiner Kunden betreibt davon mehrere in Gütersloh an der Autobahn. Es gibt solche „Monster“ u.a. auch in Frankfurt und Karlsruhe. Höchste Sicherheitsanforderungen und extremer Stromverbrauch, aber sehr wenig Menschen, die in diesen Einrichtungen arbeiten, führt Wolfgang Krause, IT-Experte der Zentrumsfraktion, aus.
„Dazu, wie will man vom Standort Silbersee die Abwärme nutzen, die Investitionskosten zur Nutzung der Abwärme sind sehr hoch, und im Sommer braucht die Abwärme keiner. Selbst in den Höchstleistungsrechenzentren im Forschungszentrum-Jülich hat man sehr lange überlegt, ob sich die die Nutzung der Abwärme rechnet. Beim letzten Neubau wurde das wieder verworfen, die Kosten sind zu hoch, die Effizienz zu gering. Was wir in Dormagen brauchen, sind Unternehmen mit sehr hoher Wertschöpfung pro Arbeitsplatz, ein Rechenzentrum bietet das leider nicht, schlicht weil die Wertschöpfung im Bereich IT nicht in den Rechenzentren stattfindet. Ein Rechenzentrum ist ein notwendiges Übel, dessen Kosten man so gering wie möglich halten muss“, so Wolfgang Krause.

Michael Kirbach fasst zusammen: „Großrechenzentren werden aus Sicherheitsgründen häufig unter die Erde gebaut, das scheidet am Silbersee wegen der Altlasten wohl aus. Hochsensible Technik in der Nähe vom Rhein? Stichwort: Hochwasser. Erschütterungen durch Bahn und LKW Logistik kommen der Technik sicher nicht zu gute. Abgesehen davon, wie will man eine Anschlussstelle rechtfertigen, wenn auf dem Gewerbegebiet nur wenig Verkehr entsteht?“

Insgesamt entsteht der Eindruck, im Rathaus träumt man vom nächsten Silikon Valley und nutzt jede sich bietende Gelegenheit um am Silbersee ein Stück Natur zu bebauen, obwohl immer noch nicht alle Schulen im Stadtgebiet schnelles Internet haben. Schon die Entscheidung überwiegend auf Logistik zu setzten zeigt inzwischen viele vorher nicht bedachte negative Folgen. Das Gelände am Silbersee ist ein Filetstück, das man nicht für weitere Hallenbauten vergeuden sollte. Die Nähe zur Universität Düsseldorf, die besondere Lage am Rhein könnte genutzt werden, um in diesem Bereich Raum für wirkliche Innovationen zu schaffen. Dazu braucht es ein gut durchdachtes Konzept, eines das bisher nicht zu erkennen ist.

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