PM: Geplanter Umzug des Bürgeramtes in die Rathaus-Galerie löst die Einzelhandelsprobleme nicht

Die Stadt möchte das Bürgeramt in die nur wenige Meter entfernte Rathaus-Galerie umziehen und sich dafür über stattliche 30 Jahre per Mietvertrag binden. Auf die SteuerzahlerInnen kommen Kosten in Millionenhöhe zu und die vorgetragenen Argumente für die Maßnahme halten wir für nicht schlüssig. Erneut drohen Dormagen erhebliche Lasten für die Zukunft, weil vorschnell agiert wird, anstatt sich zuerst weitere Lösungsmöglichkeiten anzusehen, die auch die Digitalisierung entsprechend berücksichtigen.

Die Mitteilung vom 25. November 2020

Geplanter Umzug des Bürgeramtes in die Rathaus-Galerie löst Einzelhandelsprobleme nicht

„Der geplante Umzug des Bürgeramtes in die Rathaus-Galerie wird die Probleme des Einzelhandels in der City nicht lösen. Das Ziel der Maßnahme besteht doch darin, dem Handel eine erhöhte Kundenfrequenz durch Behördengänge in der Galerie zu verschaffen bzw. Ladenflächen vom Markt zu nehmen“, sagt Hans-Joachim Woitzik, Fraktionsvorsitzender vom Zentrum.

Die Entfernung zwischen dem Bürgeramt und der Galerie ist mit ein paar Metern aktuell überaus gering. Wer etwas kaufen möchte, tut dies so oder so, in einer Minute ist man in der Galerie. Zudem sind Behördengänge im Vergleich zur alltäglichen Einkaufsfrequenz eher selten. Insofern ändert sich die Situation hier für den Handel nur marginal. Was sich allerdings erheblich ändern wird, sind die Kosten für die SteuerzahlerInnen. Rein zur Verdeutlichung: Addiert man die über 30 Jahre anfallenden Mieten inklusive der Baukosten für den zusätzlich benötigten Eingang zusammen, ist finanziell ein Neubau drin.

Vielmehr muss das Ziel darin bestehen, neue Kunden zu gewinnen bzw. die Menschen häufiger in die Innenstadt zu locken. Viele Firmen lassen corona-bedingt ihre Mitarbeiter im Homeoffice, was bei der momentanen Entwicklung absolut verständlich ist. Allerdings hat nicht jeder in der eigenen Wohnung die geeigneten Möglichkeiten. Die Hürden fangen für viele schon beim Schreibtisch und Bürostuhl an, die DGUV-konform sein müssen, gehen weiter über die technische Ausrüstung, einen geeigneten Platz/Raum bis hin zu einer schnellen Internetverbindung“, gibt Thomas Freitag zu bedenken, Ratsmitglied vom Zentrum.

Die beschriebene Situation birgt Chancen: Warum wird in Dormagen nicht innovativ corona-tauglicher Co-Working Space angeboten? Das sind kleine Arbeitsplätze mit entsprechender Ausstattung und guter Internetanbindung, die gemietet werden können. In Düsseldorf werden Schreibtische in solchen Einrichtungen zurzeit für 300 Euro im Monat vermarktet.

Michael Kirbach, Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen, hält die aktuellen Pläne für nicht zu Ende gedacht: „Raumnot können wir als Argument nicht gelten lassen. Die fortschreitende Digitalisierung wird und muss im Behördenbereich zu weniger Kundenkontakt führen. In anderen Städten können beispielsweise Ausweise 24 Stunden am Tag bequem in Schließfächern abgeholt werden. Sachbearbeiter werden künftig mit ihren Kunden vielmehr online kommunizieren, da sind andere Städte schon wesentlich weiter. Man sollte abwarten, welche Potenziale der neue Digitalisierungsausschuss in Dormagen heben kann, bevor man sich jetzt vorschnell ganze 30 Jahre an einen Mietvertrag bindet. In der Presse wurde bekannt gegeben, dass die Stadt ihr Angebot mit dem Umzug auch zeitlich erweitern möchte. Warum eine zeitliche Ausweitung der Dienstleistungen und vor allen Dingen eine digitale Modernisierung an den Standort Rathaus-Galerie gebunden sein soll, erschließt sich uns nicht“.

Am Ende geht es bei diesem Thema auch um Fairness: Was mögen andere Vermieter in der City denken? Die hätten sicher auch gerne einen Vertrag der Stadt mit 30 Jahren Laufzeit in der Tasche.

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