Pressemitteilung: Die Schließung der Geburtsklinik war ein herber Schlag für Dormagen. Doch ist es für das ZENTRUM nicht die Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken
Die Schließung der Geburtsklinik war ein herber Schlag für Dormagen. Doch ist es für das ZENTRUM nicht die Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken, oder irgendwo eine Bratwurst medienwirksam zu rösten. Das Mögliche muss geprüft und umgesetzt werden:
Dazu Natascha Held, Kandidatin für den Stadtrat und zweifache Mutter:
„Ein Hebammenkreißsaal ist kein eigenständiges Geburtshaus und kein Ersatz für eine geschlossene Geburtshilfe, sondern ein Versorgungskonzept innerhalb eines bestehenden Kreißsaals.
In Deutschland gilt in jeder Geburtsklinik der sogenannte Facharztstandard. Es muss rund um die Uhr ärztliche Expertise verfügbar sein, um bei Komplikationen sofort eingreifen zu können. Ohne ärztliche Leitung darf kein Kreißsaal betrieben werden und ohne Kreißsaal kann auch kein Hebammenkreißsaal eingerichtet werden.
Ein Bild macht es vielleicht greifbarer: Ein Hebammenkreißsaal ist wie ein Spezialmenü innerhalb eines Restaurants. Wenn es gar kein Restaurant mehr gibt, kann man auch kein Spezialmenü servieren, so gut es auch geplant ist.
Da Dormagen derzeit überhaupt keinen Kreißsaal mehr hat und nach den aktuellen Planungen auch nicht in absehbarer Zeit wieder einen bekommen wird, macht es wenig Sinn, dieses Konzept jetzt im Detail zu planen.
Unabhängig von der Frage der stationären Geburtshilfe gibt es viele Bereiche, in denen Kommunalpolitik die Versorgung von Schwangeren, Wöchnerinnen und Familien jetzt sofort verbessern kann. Aus aktuellen Erfahrungen haben wir zentrale Punkte für Sie aufbereitet und mit Fragen ergänzt, welche wir in der kommenden Legislaturperiode angehen werden:
- Allgemeine Gesundheitsversorgung sichern
Kommunen können Versorgungsnetze stärken, z. B. durch Gesundheitskonferenzen, Hebammenkoordination oder kommunale Medizinische Versorgungszentren (MVZ). In NRW fehlen, besonders auf dem Land, Hebammenpraxisräume, Gynäkologinnen und Kinderärztinnen. Hier kann kommunale Unterstützung entscheidend sein.
Welche Schritte unternimmt Dormagen, um die Versorgung von Schwangeren, Gebärenden, Wöchnerinnen und Kindern langfristig zu sichern?
Welche Anreize schafft Dormagen für die Niederlassung von Hebammen?
Stellt die Kommune subventionierte Praxisräume bereit?
Werden Hebammen bei der Gründung kommunaler MVZ mitgedacht (Praxisräume, Kooperationen, Kursräume)?
- Hebammenzentrale oder Koordinationsstelle
Viele Schwangere finden schwer eine Hebamme, weil Informationen verstreut und unvollständig sind. Eine kommunal geförderte Hebammenzentrale kann als zentrale Anlaufstelle Daten aktuell halten, Hebammen vernetzen und Frauen bei der Suche unterstützen. Das ist besonders wichtig, wenn es vor Ort keinen Kreißsaal gibt.
Wie unterstützt die Kommune den Aufbau einer Hebammenzentrale oder Koordinationsstelle?
Wie sehen die Finanzierungsmöglichkeit auf Kreisebene aus?
Welche Schnittstellen gibt es zu frühen Hilfen und Familienzentren?
- Niedrigschwellige Angebote für alle Familien
Manche Familien wissen gar nicht, dass sie Anspruch auf Hebammenhilfe haben, besonders Menschen mit Migrationsbiografien oder in belasteten Stadtteilen. Daten zeigen, dass mindestens ein Viertel aller Wöchnerinnen keine Hebammenbetreuung erhalten. Kommunale Hebammenpraxen in Brennpunktquartieren können hier Lücken schließen.
Wie stellt Dormagen sicher, dass wirklich alle Familien Zugang zu Hebammenhilfe haben?
Wäre ein kommunales Hebammenzentrum oder eine geförderte Praxis in Stadtteilen mit besonderem Bedarf denkbar?
Welche Informations- und Beratungsangebote (z. B. mehrsprachige Broschüren) kann die Kommune unterstützen? - Arbeitserleichterungen für Hebammen
Hebammen sind viel unterwegs um Familien zu betreuen. Kommunale Sonderparkausweise wie bei Handwerksbetrieben könnten Zeit sparen und Stress reduzieren.
Welche unbürokratischen Entlastungen plant die Stadt Dormagen für Hebammen?
Wie können mobile Hebammenangebote gezielt gefördert werden? - Frauen-, Familien- und Gesundheitspolitik verankern
Ein Gesundheitsausschuss kann Geburtshilfe, Prävention und Frühe Hilfen gezielt beraten. Wo er fehlt, verschwinden diese Themen oft zwischen anderen Zuständigkeiten.
Wie steht es in unser Kommune um die Errichtung eines Gesundheitsausschuss?
Wie kann Hebammenexpertise mittels sachkundiger Bürgerinnen eingebracht werden?
Welche kommunalen Stellen setzen sich bereits für Frauen, Schwangere und Säuglinge ein? - Fortbildung und Vernetzung
Hebammen in NRW unterliegen einer strengen Fortbildungsverpflichtung und müssen regelmäßig Fortbildungen absolvieren und die Teilnahme eigenständig finanzieren. Kommunale Angebote, auch interprofessionell mit Gynäkolog*innen, könnten Versorgung und Zusammenarbeit verbessern.
Welche Möglichkeiten können geschaffen werden, kostenfreie Fortbildungen für Fachkräfte anzubieten oder Fortbildungen zu bezuschussen?
Wie kann die Kommune gezielt Vernetzung fördern? - Aufklärungskampagnen zu Schwangerschaft und Geburt
Hebammenarbeit wirkt präventiv, senkt Interventionsraten und steigert Zufriedenheit und Stillquote. Kommunen können dies sichtbar machen durch mehrsprachige Informationen, Apps oder Veranstaltungen.
Wie macht die Kommune die präventive Wirkung der Hebammenarbeit sichtbar?
Werden digitale und analoge Informationsangebote gefördert?
Wie stärken Sie interkulturelle Beratungsstellen und muttersprachliche Fachkräfte?“
Wir vom ZENTRUM arbeiten bleiben an dem Thema dran!“
Quellen & weiterführende Links
- Presse: 2025-08-19 Pressemitteilung Die Schließung der Geburtsklinik war ein herber Schlag für Dormagen